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Eduard Gaertner

Johann Philipp Eduard Gaertner (* 2. Juni 1801 in Berlin, gestorben am 22. Februar 1877 in Flecken Zechlin) war ein Berliner Maler des 19. Jahrhunderts, der vor allem wegen seiner akkuraten, aber lebendigen Reproduktion der Stadtarchitektur bewundert wurde.

Eduard Gaertner, 1801 in Berlin geboren, zog 1806 mit seiner Goldsticker-Mutter nach Kassel, wo er im Alter von zehn Jahren seinen ersten Zeichenunterricht erhielt. 1813 kehrten die beiden nach Berlin zurück, und im folgenden Jahr begann Gaertner eine sechsjährige Lehre bei der Königlichen Porzellanmanufaktur (KPM). Diese Ausbildung ist eine wesentliche Voraussetzung für Gärtners Karriere, nicht zuletzt wegen der von ihm geforderten Genauigkeit der Arbeit. In der KPM begannen auch andere Berliner Architekten ihr Berufsleben. Er selbst unterschied in der Ansicht, dass das, was dort gelernt worden war, „mehr als eine oberflächliche Perspektivlehre für meine Karriere war“ und nicht „förderlich“ war, da ich nur Ringe, Ränder und Knicke machen musste. „Während der Ausbildung besuchte Gaertner die Akademie der Künste.

Nach einem weiteren Jahr in der KPM, jetzt als ausgebildeter Porzellanmaler, wechselte er 1821 als Dekorationsmaler in das Atelier des königlichen Hofmachers Carl Wilhelm Gropius und blieb dort bis 1825. Durch Bühnenschmuck arbeitete er teilweise mit Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel erlangte er weitere Grundkenntnisse der Architekturmalerei, zu denen er sich nun zunehmend wandte. In diesen Jahren beteiligte er sich bereits an Ausstellungen der Akademie der Künste (an der er dann regelmäßig bis 1872 teilnahm), erhielt erste Aufträge vom preußischen Hof und konnte ein Bild von König Friedrich Wilhelm III. Malen. verkaufen. Der Erfolg ermöglichte ihm eine dreijährige Studienreise nach Paris – nicht die erste seiner zahlreichen Reisen, sondern eine bedeutende für seine künstlerische Entwicklung. Wahrscheinlich lernte er viel von englischen Aquarellen wie John Constable, der damals Paris zum Teil noch mittelalterlich als Thema für ihre Malerei entdeckt hatte. Gaertners Bilder enthüllten schon bald ein malerischeres Konzept als zuvor, er lernte die Licht- und Luftperspektive eindrucksvoll zu nutzen und entschied sich schließlich für sein zukünftiges Hauptthema, die Stadtvedute.

Nach seiner Rückkehr aus Paris ließ sich Gaertner 1828 als freischaffender Maler in Berlin nieder. Er heiratete 1829. Mit seiner Frau Henriette hatte er zwölf Kinder, einer der sieben Söhne starb kurz nach der Geburt. In den nächsten zehn Jahren wurde eine Vielzahl von Werken geschaffen, in denen er die Vielfalt der Vielfalt der Berliner Biedermeierhauptstadt beschrieb, die gerade durch Schinkels Gebäude bereichert worden war. Er malte aber auch die Schlosslandschaften der Nachbarschaft mit Blick auf die Kunden am königlichen Hof: Bellevue, Charlottenburg, Glienicke und Potsdam. Die Gemälde wurden gut verkauft (der König allein erwarb mehrere Ansichten des Schlosses) und fand allgemeine Anerkennung. Im Jahr 1833 beantragte Gaertner die Zulassung zur Akademie der Künste und wurde ein angehender angehender Maler.

Im folgenden Jahr begann er sein berühmtestes Werk, das sechsteilige Panorama Berlins. Schinkel hatte gerade die Friedrichswerder Kirche fertiggestellt, deren Flachdach zum beliebten Ausflugsziel der Berliner wurde – alle markanten Gebäude der Stadt waren in Sichtweite. Von hier aus malte Gaertner sein kreisrundes Bild, und dieses Werk wurde vom König gekauft. Eine zweite Version gab Gaertner der russischen Zarin Alexandra Feodorovna, einer Tochter Friedrich Wilhelms III., Auf einer seiner langen Reisen nach Sankt Petersburg und Moskau in den Jahren 1837 und 1838, während derer er ausgiebig zeichnete und malte.

Im Jahr 1840 hatte Friedrich Wilhelm III., Der die Berliner Architekturmaler gefördert hatte, insgesamt 21 Gemälde von Gaertner erworben. Nach der Regierung seines Sohnes änderte sich das politische und kulturelle Klima. Neben der italienischen und griechischen Kunst bevorzugte Friedrich Wilhelm IV. Eine auf das Mittelalter ausgerichtete deutschnationale Kunstpraxis. Auch er kaufte ein paar Bilder von Gaertner, hatte aber seinen wichtigsten Kunden verloren und geriet bald in eine finanziell angespannte Situation.

Auf der Suche nach neuen Arbeitsfeldern nahm er offenbar Kontakt zu den Befürwortern der Denkmalpflege auf. Voraussetzung für den Schutz und die Restaurierung gefährdeter preußischer Baudenkmäler war ein geplantes Inventar solcher Gebäude. Auf ausgedehnten Reisen durch Dörfer und Städte der preußischen Provinz, die jetzt zu Polen gehört, fertigte Gaertner eine Reihe von Aquarellen an, die der Dokumentation dienten. Auf dem Weg entstanden weitere Bilder, die auch architektonische Motive enthielten, die Landschaft wurde jedoch stärker betont und war für den späteren Verkauf in Berlin bestimmt – in den kleinen Städten der Provinz gab es kaum lebhafte Einwohner. In Torun an der Weichsel dagegen gewann er auf mehreren Reisen eine feste bürgerliche Klientel. Insgesamt waren all diese Aktivitäten nicht immer erfolgreich, einige der so entstandenen Werke blieben unverkäuflich.

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In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts fand seine Kunst immer weniger Beifall. 1870 verließ er mit seiner Frau die wilde Berliner Metropole und ließ sich im brandenburgischen Zechlin nieder. Dort starb Gaertner am 22. Februar 1877. Seine Witwe bat den Künstlerunterstützungsfonds der Akademie der Künste um eine jährliche Zuwendung von 150 Mark, deren Antrag jedoch abgelehnt wurde.

Eduard Gaertner schien aus der Kunstgeschichte verschwunden zu sein. Erst auf der deutschen Ausstellung von 1906 wurden seine Werke erneut gezeigt; Sie wurden dann mit der Kunst des großen italienischen Vedutenmalers Bernardo Bellotto (genannt Canaletto) verglichen. 1968 und 1977 gab es auch Einzelausstellungen von Einzelausstellungen, 2001 eine umfassende Ausstellung im Ephraim Palace in Berlin.

AIDS:
Eduard Gaertner arbeitete mit der Präzision eines Architekten. Als technische Zeichenhilfe zur Vorbereitung seiner Bilder benutzte er sehr wahrscheinlich die Camera obscura, obwohl er dies in seinen Arbeitsbüchern nicht erwähnte. Dort verweisen jedoch Ausdrücke wie Zeichenmaschinen und Apparate ebenso auf das Gerät wie verschiedene Architekturzeichnungen auf Transparentpapier. In Gaertners Besitz befand sich auch eine Sammlung früher Fotografien mit Berliner Stadtansichten. Er hat sicherlich die Entwicklung der neuen Bildtechnologie mit Interesse verfolgt, aber er hat die Fotos nicht direkt als Vorlage für seine Bilder verwendet.

Highlights:
Die Berliner Panoramen sind die Highlights in Gärtners Leben. Er bezieht sich daher auf ein beliebtes und weit verbreitetes Medium der Unterhaltung und des Unterrichts im 19. Jahrhundert. Rundbilder von meist 14 m Höhe und 120 m Umfang zogen in den großen Städten Europas seit ca. 1790 zahlreiche Zuschauer an, Landschaften, Geschichten und Stadtansichten wurden gezeigt. Außerdem wurden kleine Panoramen erstellt, in denen Bilder durch Vergrößerungslinsen betrachtet werden konnten. Gaertner hat eine spezielle Form gewählt. Er hoffte von Anfang an, dass der König sein Panorama kaufen würde, und beschloss daher, Bildkarten im Raumformat zu machen. Das 360 ° -Panorama wurde auf zwei Triptychen verteilt, wobei jeweils zwei breitere Seitenflügel in einem Winkel von 45 ° zum Mittelteil angeordnet waren, um eine überzeugende Perspektive zu erreichen.

Auf diese Weise lieferte Gaertner eine präzise Beschreibung der Berliner Stadtlandschaft und gleichzeitig eine Reihe lebendiger Genrebilder. Das sommerliche Nachmittagslicht bestimmt den warmen Ton der Bilder und betont durch das schräge Licht die Plastizität der Gebäude. Männer, Frauen und Kinder in verschiedenen Alltagssituationen sowie allerlei Tiere beleben die Szenen. Der Ort des Malers ist in der Komposition enthalten und bildet den Vordergrund – ein Prinzip, das auch in den großen Panoramen ausgiebig verwendet wurde, um die räumliche Tiefe zu unterstreichen. Hier präsentiert sich auch Gaertner, seine Frau, zwei seiner Kinder sowie einige prominente Zeitgenossen: Schinkel, Beuth, Alexander von Humboldt. Friedrich Wilhelm III. Die ersten drei Bilder waren sehr liebenswürdig und das fertige Panorama fand 1836 im Schloss Charlottenburg seinen Platz. Es wurde sehr bewundernswert beurteilt und brachte dem Maler verschiedene Folgeaufträge.

Stil ändern:
Bald nach 1840 – der Tod von Friedrich Wilhelm III. – In Gaertners Werk ist ein progressiver Stilwechsel zu beobachten, der dem Zeitgeist und dem persönlichen Geschmack des neuen Königs folgt. Die allgemeine Entwicklung reichte von klassizistischer Klarheit über einen romantischeren Blick auf Natur und Geschichte bis hin zur idealisierenden Überhöhung. Bei Gaertner finden sich nun Landschaftsbilder mit dramatisch geformten Wolken, bei denen die Architektur nur eine untergeordnete, dekorative Rolle spielt. Er dominierte das romantische Repertoire: steile Felsen, breite Bäume (mit Eichen), Ruinen aller Art, Zigeuner. Auch diese Arbeiten hatten eine malerische Qualität, wurden jedoch weniger bewundert als die Ansichten früherer Jahre. So wird Eduard Gaertner vor allem als Architekturmaler in Erinnerung gerufen, der die Stadt Berlin in einem bedeutenden Teil ihrer Geschichte sorgfältig beobachtete und porträtierte.

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