Meisterwerke vom Barock bis Art Deco, Kunstgewerbemuseum Berlin

In der zweiten Etage wird die barocke Sammelleidenschaft am Beispiel der Kunstkammer veranschaulicht – Sammlungen von exquisiten Kuriositäten und Kunstgegenständen, die in aufwendigen Sammlerschränken untergebracht sind. Der große Schrank von David Roentgen, ein ikonisches Meisterwerk seiner Art, markiert den Übergang vom Barock zum neoklassizistischen Geschmack.

Die Barockzeit wird durch Delfes Fayencen und Glasgegenstände repräsentiert. Es gibt auch europäisches Porzellan (insbesondere von Meissen und dem königlichen Hersteller von Berlin) sowie dekoratives Geschirr aus den Stilen Rokoko, Klassizist, Historiker und Jugendstil. Die „Neue Kollektion“ des Kunsthandwerks des 20. Jahrhunderts umfasst industriell gefertigte Produkte.

Vier „Räume in Räumen“ wurden geschaffen, um die Jugendstil-Art-Deco-Kollektion zu präsentieren. Innerhalb dieser intimen Räume befinden sich Bühnen für Möbelstücke und Exponate von herausragendem Interesse, während weitere Objekte in Vitrinen in den Außenwänden gezeigt werden. Thematisch geordnet sind diese unterschiedlichen Ausstellungsbereiche künstlerischen Bewegungen zwischen der 1900er Exposition Universelle in Paris und dem Ende der 1920er Jahre gewidmet. Sie bilden den perfekten Rahmen für die Ornamente von René Lalique, die Möbel von Henry van de Velde und die Glasmalerei von César Klein.

Kunstgewerbemuseum Berlin
Das Kunstgewerbemuseum ist das älteste seiner Art in Deutschland. Es beherbergt weltbekannte Beispiele des europäischen Kunstgewerbes, darunter prächtige Reliquien aus Gold und Edelsteinen, erlesene Vasen aus Glas und Porzellan, fein bestickte Textilien, kunstvoll eingelegte Möbel und klassische Beispiele modernen Industriedesigns. Die Dauer- und Sonderausstellungen des Kunstgewerbemuseums sind an zwei Orten in Berlin zu sehen: im Kulturforum am Potsdamer Platz und in der malerischen Kulisse von Schloss Köpenick auf einer Insel an der Dahme. Auf dem Schloss Köpenick finden Sie Meisterwerke der Innenarchitektur aus dem 16. bis 18. Jahrhundert.

Das Museum im Kulturforum wurde 1985 nach Entwürfen von Rolf Gutbrod, einem der führenden deutschen Architekten der 1960er Jahre, fertiggestellt. Gutbrods Markenzeichen ist, dass er strukturelle Elemente seiner Gebäude klar erkennbar ließ. Das Museum ist als „konstruierte Landschaft“ konzipiert und die Bäume, die an der Seite gepunktet sind, weisen auf den angrenzenden Tiergarten hin. Während das Gebäude von außen geschlossen erscheint, begrüßt es die Besucher mit einem offenen Treppenhaus und großzügigen Ausstellungsräumen. Besucher werden aufgefordert, sich ganz auf die bemerkenswerten Exponate der Sammlung zu konzentrieren und von einer Ebene zur nächsten zu wandern.

Von 2012 bis 2014 wurden große Teile des ursprünglichen Gutbrot-Gebäudes durch das Architekturbüro von Kuehn Malvezzi modernisiert. Seit der Wiedereröffnung am 22. November 2014 bietet der Hauptsitz des Kunstgewerbemuseums im Kulturforum nun einen systematischen Überblick über die wichtigsten Errungenschaften im europäischen Design vom Mittelalter bis heute. Neu in der Kollektionsausstellung sind eine umfangreiche Fashion Gallery sowie die Abteilungen Design und Jugendstil bis Art Déco.

Nach umfangreichen Renovierungen 2014 begrüßt das Kunstgewerbemuseum im Kulturforum die Welt in schillernder, neuer Kleidung. Viele Teile des 1966 von Rolf Gutbrod im Geiste der Nachkriegsmodernismus entworfenen Gebäudes wurden vom Architekturbüro Kuehn Malvezzi umgebaut. Im Foyer sind der Ticketschalter, der Informationsschalter und die Garderobe in weißen, würfelförmigen Installationen untergebracht, deren vereinfachte Form es ihnen ermöglicht, sich in den Hintergrund zu ziehen, sodass die Treppe einen eigenen Raum beansprucht. Die Stufen der Treppe sind in einem prachtvollen Gehäuse eingeschlossen, das die Horizontale betont und dem Treppenhaus eine Einheit gibt und gleichzeitig seine skulpturale Qualität hervorhebt.

Ein einfach zu verfolgendes Beschilderungssystem erläutert die räumliche Anordnung des Gebäudes und lenkt die Besucher mittels roter, oben liegender Schilder um das Gebäude. Ebenfalls neu gestaltet wurden die Ausstellungsräume für die Kollektionen Mode, Design und Jugendstil bis Art Deco.

Sammlung
Die schiere Breite der Sammlungen des Kunstgewerbemuseums ist beeindruckend und umfasst eine Vielzahl von Materialien und Formen von Kunsthandwerk, Mode und Design vom frühen Mittelalter bis heute. Das Museum ist besonders berühmt für seine angesehenen Sakralkunstwerke aus dem Mittelalter: Weltberühmt sind solche Meisterwerke des mittelalterlichen Goldschmiedens wie die Bursa (Geldbeutel-Reliquie) aus dem Kloster St. Dionysius in Enger, Herford, die Kuppelreliquie. und der tragbare Altar des Mönchs und Goldschmieds Eilbertus aus der Sammlung des Guelph Treasure.

Werke des 16. bis 18. Jahrhunderts zeugen von der herausragenden Handwerkskunst dieser Zeit und bieten den Besuchern die perfekte Gelegenheit, die Kunst- und Kulturgeschichte Europas in der Frühen Neuzeit zu entdecken. Die Kollektion reicht von kostbaren Renaissance-Truhen über Ledertapeten bis hin zu italienischen Exemplaren der italienischen Maolica und Glaskunst. Verzierte Kabinette und Objekte aus privaten Kunstkabinetten spiegeln die Sammelleidenschaft im Barock wider. Die volle königliche Pracht dieser Epoche zeigt eindrucksvoll das große Silberbuffet aus dem Rittersaal des Berliner Schlosses. Beispiele für die Rokoko-Zeit sind die Wandverkleidungen der Spiegelkammer von Schloss Wiesentheid und der Chinoiserie Lacquer aus dem Palazzo Granieri in Turin sowie Porzellan aus dem Tafelservice von Schloss Breslau. David Roentgens Schreibtisch aus dem Jahr 1779 markiert den Übergang zum Neoklassizismus.

Jugendstil und Art Deco sind auch im Kunstgewerbemuseum mit Glaswaren von Emile Gallé, Möbelstücken von Henry van de Velde und den Glastüren von César Klein vertreten. Die Kollektion umfasst bekannte und einflussreiche Designklassiker wie Möbel von Bruno Paul, Ludwig Mies von der Rohe und Marcel Breuer sowie Geschirr von Wilhelm Wagenfeld.

Das umfangreiche Kostüm- und Accessoires-Sortiment der Kollektion aus dem 18. bis 20. Jahrhundert wird den Besuchern seit der Wiedereröffnung des Museums im Jahr 2014 in einer neu konzipierten Modegalerie präsentiert.