Österreichische Galerie, Belvedere

Die Österreichische Galerie Belvedere ist ein bedeutendes Kunstmuseum im Belvedere Palace in Wien. Es beherbergt Kunst aus verschiedenen Epochen vom Mittelalter über den Barock bis zum 21. Jahrhundert.

Sammlungen

Mittelalter
Die Sammlung mittelalterlicher Kunst des Belvedere umfasst rund 220 Werke von der Romanik bis in die frühe Neuzeit. Ihr Fokus liegt auf Skulpturen und Tafelbildern vom 14. bis zum frühen 16. Jahrhundert, die einen repräsentativen Überblick über die Vielfalt und Entwicklung der gotischen Bildkunst in Österreich geben.

Zu den bedeutenden frühen Skulpturen zählen die ausdrucksstarke Sonntagberger Madonna oder die Figurengruppe des Meisters von Großlobming aus der Zeit des Schönen Stils um 1400. Der grundlegende Wandel zum frühen Realismus wird vom Wiener Albrechtsmeister und dem Znojmo-Altar, dessen Passion, eindrucksvoll dokumentiert Reliefs erhalten noch das Original, detaillierte Fassmalerei. Hauptwerke der folgenden Generationen stammen von Conrad Laib, dem Wiener Schottenmeister, Rueland Frueauf the Elder und dem Jüngeren, Michael Pacher, Marx Reichlich, Hans Klocker, Urban Görtschacher und vielen anderen, die oft nicht als Namensmeister verschiedener Regionen bekannt sind. Das Werk von Andreas Lackner kündigt bereits das neue Menschenbild der Renaissance an. Seit 2007 sind im Schaudepot Schatzhaus Mittelalterliche Kunstsammlung der Mittelalterlichen Kunstsammlung im Oberen Belvedere zu sehen. Im mittelalterlichen ehemaligen Stall des Belvedere befinden sich Meisterwerke der Tafelmalerei, Skulpturen und gotischer Flügelaltäre in einer dichten Präsentation. Unter ihnen einer der frühesten österreichischen Altäre dieser Art: der um 1400 erbaute Altvellacher Altar. Neben Werken bekannter Meister wie Friedrich Pacher oder Hans Klocker gibt es zahlreiche wertvolle Werke meist anonymer Maler und Bildhauer . Zeitlich erstreckt sich der Bogen vom romanischen Kruzifix bis zum frühen 16. Jahrhundert, wobei der Schwerpunkt auf der spätgotischen Malerei und Skulptur liegt.

Barock-
Die Geschichte der Barocksammlung steht in engem Zusammenhang mit der Sammeltätigkeit des Erbauers der Belvedere-Schlösser, Prinz Eugen von Savoyen. Einzelne Gemälde dieser Ausstattung wie Gemälde von Johann Georg de Hamilton oder Franz Werner Tamm sind bis heute in der Sammlung des Belvedere erhalten geblieben. Die Barockkollektion umfasst rund 800 Objekte aus Malerei und Skulptur, aber auch aus Druckgrafik und Medaillenkunst; Sie vermittelt ein beeindruckendes Bild der Barockkunstproduktion in den Gebieten der ehemaligen Habsburgermonarchie. Das 18. Jahrhundert wird vor allem durch Gemälde und Skulpturen in fast enzyklopädischer Form dargestellt. Besonderes Augenmerk gilt auch hier Künstlern, die als Studenten oder Lehrer der Wiener Akademie verbunden waren.

Von zwei dieser Künstler besitzt das Belvedere die weltweit größte Sammlung von Werken – Franz Anton Maulbertsch und Franz Xaver Messerschmidt. Maulbertschs frühes Werk ist von intensiven Farben und dramatischem Helldunkel geprägt, und die manchmal grotesk verzerrten Gesichter in seinen Arbeiten (zum Beispiel in The Holy Family) wurden zu seinem Markenzeichen. Aufgrund seiner gut geführten Werkstatt konnte er viele große Aufgaben im Bereich der ehemaligen Donaumonarchie erledigen. Bekannt wurde Franz Xaver Messerschmidt vor allem durch seine Charakterköpfe, die jedoch nur Teil seiner Kreativität sind, die sich durch technische Brillanz auszeichnet. Im Belvedere befinden sich neben der herausragenden Charakterkollektion auch die beiden monumentalen Statuen von Kaiser Franz I. Stephan und Maria Theresia, die weitere künstlerische Höhepunkte seiner Arbeit darstellen.

In der Dauerausstellung gibt eine repräsentative Auswahl der gesamten Sammlung einen Überblick über die Barockzeit in Österreich. Hier können Schloss und Museum in einer wunderbar ergänzenden Form ineinander erlebt werden, beispielsweise in dem Raum vor der Schlosskapelle, in dem das Modell für das Altarbild von Francesco Solimena präsentiert wird, so dass Gestaltung und Ausführung möglich sind nebeneinander gesehen werden. Hier können Sie auch andere Werke der barocken Sakralkunst von Paul Troger, Josef Ignaz Mildorfer und vor allem Martin Johann Schmidt, dem sogenannten Kremser Schmidt, bewundern. Innerhalb der Sammlung können auffällige Themen identifiziert werden. Höfische Porträts der internationalen Virtuosen Jacob van Schuppen und Martin van Meytens, die den gesellschaftlichen Rang, die entsprechende Pose und die Insignien als Zeichen der Macht im Hochabsolutismus darstellen, stehen den bürgerlich-privaten Porträts von Jan Kupetzky, Christian Seybold oder Franz gegenüber Anton Palko, Die Werke von Johann Georg Platzer und Franz Christoph Janneck zeigen die Festival-, Musik- und Tanzkultur der Zeit. Das raffinierte Stilllebengemälde umfasst wissenschaftlich inspirierte Werke von Johann Adalbert Angermayer oder Franz Michael Siegmund von Purgau sowie die abgerundeten Küchenstillleben von Anna Maria Punz. Bedeutende Werke der religiösen und mythologischen Geschichtsmalerei sind in den Werken von Johann Michael Rottmayr, Martino Altomonte, Paul Troger, Franz Anton Maulbertsch und Kremser Schmidt vertreten. Die Landschaftsmalerei wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts von Johann Christian Brand bestimmt.

Klassizismus – Romantik – Biedermeier
Die Sammlung des 19. Jahrhunderts ist bei weitem die umfangreichste des Belvedere, wobei die künstlerische Entwicklung der ersten Hälfte des Jahrhunderts von der Klassik über die Romantik bis zur Entfaltung der Wiener Biedermeier-Malerei nahezu vollständig nachweisbar ist die Basis zahlreicher Werke. Der Kern der Sammlung geht auf die Zeit der kaiserlichen Gemäldegalerie zurück, die ab 1781 im Oberen Belvedere öffentlich zugänglich war. Werke von Johann Knapp, Jakob und Rudolf von Alt, Heinrich Friedrich Füger, Friedrich Gauermann, Angelika Kauffmann, Anton Petter oder der Blumenmaler Franz Xaver Petter waren bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Belvedere zu sehen. Seit der Leitung von Franz Martin Haberditzl wurde die vorwiegend national ausgerichtete Sammlung durch den Kauf europäischer Kunstwerke, wie etwa von Caspar David Friedrich oder Jakob Philipp Hackert, kontinuierlich erweitert.

Mit Werken von Angelika Kauffmann, Heinrich Friedrich Füger und Johann Baptist Lampi überspannt das Portrait den Bogen von der barock-klassizistischen Bildkonzeption mit englischen und französischen Einflüssen über François Gérard bis zu den führenden Porträtmalern des Wiener Biedermeier Friedrich von Amerling und Ferdinand Georg Waldmüller. Das Historienbild ist durch bedeutende Werke verschiedener Künstler vertreten: Maler wie Heinrich Friedrich Füger, Anton Petter oder Hubert Maurer waren bis ins 19. Jahrhundert im Akademismus, andere, wie Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld und Moritz von Schwind ihre Werke eine romantische Umsetzung historischer Themen. Darüber hinaus entwickelte sich eine Konfrontation mit zeitgenössischen Ereignissen, die im Belvedere zu sehen sind, beispielsweise in den Werken von Jacques Louis David (Napoleon am Großen Sankt Bernhard) oder Johann Peter Krafft. Die Sammlung der klassischen Skulpturen besteht aus einer kleinen Anzahl hochwertiger Werke, darunter Perseus und Andromeda von Franz Anton Zauner, Mars und Venus mit Amor von Leopold Kissling und The Youthful Cupid von Johann Nepomuk Schaller.

Die romantisch orientierten Lukasbrüder oder Nazarener sind im Belvedere hauptsächlich durch religiöse Werke vertreten (zB Johann Evangelist Scheffer von Leonhardshoff, St. Cecilia, Joseph von Fuhrich Die Passage Marias), aber auch durch bildhafte Implementierungen romantischer Erzählungen (zB Moritz von Schwind Die schöne Melusine). Die romantische Landschaftsdarstellung wird unter anderem von Joseph Anton Koch (Der große Wasserfall im Tivoli) vertreten und zeigt im Biedermeier-Realismus (Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld Die breite Föhre neben dem Brühl-Mödling) eine späte Nachwirkung. Die realistische Wiedergabe der Natur in der Malerei, die 1830 begann, ist in den Werken von Friedrich Loos, Franz Steinfeld, Friedrich Gauermann oder Ferdinand Georg Waldmüller zu finden. Die Veduten von Rudolf von Alt nehmen eine Sonderstellung in der Landschaftsmalerei ein (z. B. Stephansdom, Der Hafen von Neapel mit dem Vesuv).

Das Stilleben erlebte im Biedermeier eine hohe Blüte: Nach flämischen und niederländischen Vorbildern entstanden prachtvolle Blumenstücke, die im Belvedere in Werken von Franz Xaver Petter, Josef Lauer und Joseph Nigg zu sehen sind. Darüber hinaus dokumentierten einige Künstler der damaligen Zeit ein zunehmendes Interesse an Botanik (Johann Knapp Tribut an Jacquin „Jacquins Denkmal“).

Die Zeit des Biedermeier in der Genremalerei könnte am besten dargestellt werden. Auch hier ist Ferdinand Georg Waldmüller zu nennen (Fronleichnam-Morgen, Vorfrühling im Wienerwald), der sich ebenso wie Johann Matthias Ranftl und Friedrich Gauermann der bäuerlichen Gattendarstellung widmet. Josef Danhauser konzentrierte sich in seinen Präsentationen auf die Vertreter der Bourgeoisie, während Peter Fendi mit Vorliebe für Ereignisse aus dem Leben gewöhnlicher Menschen (The Listener, The Garnishment) dokumentierte. Fendis Schüler Carl und Albert Schindler und Friedrich Treml bilden die wichtigsten Vertreter des sogenannten Soldaten-Genres. Eine Sonderstellung nehmen die Gemälde von Michael Neder ein, deren Szenen aus dem Leben der Bevölkerung der Wiener Vororte von realistischer Direktheit sind. Werke von Franz Eybl, Erasmus Engert und Eduard Ritter vervollständigen die Sammlung.

Historismus
Das Belvedere beherbergt die umfassendste und bedeutendste Sammlung von Gemälden des Historismus in Österreich. Porträtbüsten, Ausrüstungsbilder und gemalte Portraits zeugen von der hohen Forderung nach Repräsentation der wohlhabenden Bourgeoisie der sogenannten Ringstraßenzeit und werden im Oberen Belvedere umfassend präsentiert.

Es war vor allem Hans Makart, der das Leben in Wien als Künstlerpersönlichkeit über 15 Jahre maßgeblich prägte. Seine sinnlich betörende Malerei besticht durch technische Bravour, die er auf Studiofestivals gerne öffentlich präsentierte. Grundsätzlich sind alle seine Werke – darunter die herausragenden Porträts Magdalena Plach (1870) oder Eugenie Scheuffelen (1867) – als wirkungsvolle Inszenierungen zu verstehen. Diese Opulenz entspricht auch Makarts Allegorien The Five Senses (1872-1879) oder seinen monumentalen Gemälden Bacchus und Ariadne (1873/74). Es gehört auch zu einer Gruppe sensationeller Bilder wie Niljagd (1876) oder Venedig huldigt Caterina Cornaro (1872/73). Letztere verbindet auf beispielhafte Weise die historische Realität mit einer fiktiven Bildpracht und der Inszenierung bürgerlicher Selbstdarstellung.

Neben Makart konnte sich der Wiener Maler Hans Canon, der lange Zeit in Süddeutschland lebte, nach seiner Rückkehr ein eigenständiges Unternehmen in Wien aufbauen. Das Belvedere besitzt Werke aus allen Epochen seines Lebens (z. B. Mädchen mit Papagei (1876), Der Sieg des Lichts über die Dunkelheit (1883/84)). Ein anderer Maler, der im Belvedere mit wichtigen Werken international anerkannt wurde, ist Anselm Feuerbach aus Speyer. Seine Themen sind oft mythologischer Inhalt (zB Orpheus und Eurydike (1869)) und enthalten im Gegensatz zu Makarts Gemälden eine strenge Struktur in einer gedämpften Farbe. Während sich Makart und Feuerbach vom erzählenden Geschichtsbild abwandten, verwandelte Anton Romako dies durch psychologische Interpretation kritischer Situationen (Tegetthoff in der Schlacht von Lissa I (1878-1880)). Neben dem hohen Grad der Psychologisierung stützt sich Romakos auch auf eine eigenwillige Anwendung malerischer Techniken (z. B. das italienische Fischerkind (1870/75)). Das Interesse für den Orient, das Mitte des 19. Jahrhunderts begann, zeigt sich eindrucksvoll in den Werken von Leopold Carl Müller (Der Markt in Kairo (1878)), aber auch in Werken von Alois Schönn und Emanuel Stöckler. Gemälde des historischen Malers Franz Defregger, der Landschaftsmaler Anton Hansch, Ludwig Halauska und Carl Hasch sowie Werke von Franz von Stuck, Karl Spitzweg und Arnold Böcklin vervollständigen die Sammlung des Historismus.

Realismus – Impressionismus – Internationale Moderne
Das bedeutende Inventar der modernen europäischen Kunst im Belvedere hat seine Wurzeln im Ankauf zeitgenössischer Kunst durch das kk Ministry of Cultus and Education, das bereits ab 1851 Kunstwerke für die 1903 gegründete Modern Gallery erwarb. Werke von Jean-François Millet (Die Ebene von Chailly mit Egge und Pflug (1862)) und Auguste Renoir (Nach dem Bad (1876)) sind ebenso wichtig wie Édouard Manets Dame in Pelz (1880), Claude Monets The Cook (1882) ) Gustave Courbets Verwundete (ca. 1866) oder Edgar Degas ‚Bronze Busted Woman (1896/1911).

In der Sammlung von Werken des Realismus im Belvedere, deren wichtigster österreichischer Vertreter August von Pettenkofen (z. B. Der Kürbisgarten (1862), Heuwagen in Szolnok (1867)), befinden sich ausgezeichnete Werke von Carl Schuch (Waldrodung in Purkersdorf (1872) )), Wilhelm Trübner (Caesar auf dem Rubicon), Emil Jakob Schindler (Die Dampfschiffstation an der Donau gegenüber Kaisermühlen (ca. 1871/1872)), Olga Wisinger Florian, Tina Blue (Frühling im Prater (1882)) und Theodor von Hörmann. Auch Carl Molls Frühwerke können diesem Kreis zugeordnet werden. Im Oberen Belvedere sind auch wichtige Werke der Berliner Secessionisten Max Liebermann, Max Slevogt und Lovis Corinth zu sehen.

Wien um 1900
Die Abteilung für Wiener Kunst um 1900 wird als der bekannteste Teil der Sammlungen des Belvedere im In- und Ausland wahrgenommen. Viele Werke aus dieser Zeit gehen auf die Anfänge des Museums als moderne Galerie zurück. Bedeutende Spenden der Secession für die 1903 gegründete Modern Gallery, wie die Ebene von Auvers (1890) von Vincent van Gogh, die Büste Henri de Rochefort-Luçay (1897) von Auguste Rodin und The Evil Mothers (1894) von Giovanni Segantini , stand am Anfang der heutigen Zeit international renommierte Sammlung aus dem frühen 20. Jahrhundert. Das Sammlungs- und Präsentationskonzept geht auf die Secession zurück, um österreichische Kunst in den internationalen Kontext zu integrieren, so dass der Besucher nicht nur die Highlights lokaler Künstler, sondern auch Werke international herausragender Künstler findet. Die Sammlungen des Belvedere zeigen heute umfassend die Wiener Kunst der Jahrhundertwende vom 19. bis zum 20. Jahrhundert und stellen den europäischen Kontext in weiten Teilen anhand bedeutender Beispiele von außergewöhnlicher Qualität dar.

In diesem Zusammenhang sind nur einige Beispiele zu nennen: Gemälde des belgischen Symbolisten Fernand Khnopff (Still Water (1894)), des Norwegers Edvard Munch (Der Maler Paul Hermann und der Arzt Paul Contard (1897)) des deutschen Symbolisten Arnold Böcklin (Meeresidylle (1887)), Franz von Stuck (Strauss (1891)) und Max Klinger (Urteil Paris (1885-1887)) fanden ebenfalls Eingang in die Sammlung des Belvedere sowie wichtige Werke aller renommierten österreichischen Künstler der Zeit. Mit Koloman Moser, Wilhelm Bernatzik, Carl Minor, Josef Engelhart, Karl Mediz und Max Kurzweil werden nur einige der wichtigsten Namen genannt.

Mit insgesamt 24 Werken – Porträts, Landschaften und allegorischen Darstellungen – besitzt das Belvedere die weltweit größte Ölgemäldesammlung des bedeutendsten österreichischen Malers Gustav Klimt. Als Mitbegründer der Wiener Secession und Organisator der Kunstschau 1908 und der Internationalen Kunstschau war Klimt im folgenden Jahr für den Durchbruch der internationalen Avantgarde in Wien verantwortlich. Die Belvedere-Sammlung zeigt Klimts Entwicklung von seinen ersten Erkundungen des Historismus bis zum Secessionismus und seinem Spätwerk, das die Einflüsse der Fauves und der jüngeren Generation österreichischer Künstler wie Egon Schiele berücksichtigt. Klimts weltberühmte Frauenporträts sind im Oberen Belvedere zu sehen. Ihre stilistische Entwicklung reicht vom frühen Porträt von Sonja Knips (1898) über Fritza Riedler (1906), einem verfeinerten Beispiel strenger Oberflächenkunst, bis hin zum unvollendeten Porträt von Johanna Staude (1917/18), Mit der Darstellung von Judith I (1901) schuf Klimt eine seiner berühmtesten Frauenporträts. Klimts allegorisch-symbolische Werke, von denen das bekannteste die monumentale Ikone des Wiener Jugendstils The Kiss (Lovers) (1908) ist, sowie seine herausragenden Landschaftsbilder wie Blooming Poppy (1907), Sunflower (1907) und Allee zum Schloss Kammer (1912), können in den Vitrinen bewundert werden. Klimts weltbekannter Beethovenfries (1901), eines der wichtigsten Kunstwerke des Wiener Jugendstils, ist als Dauerleihgabe des Belvedere in der Wiener Secession zu sehen.

Expressionismus
Nach dem Zusammenbruch der Wiener Secession leitete die jüngere Generation – angeführt von Egon Schiele und Oskar Kokoschka – eine neue Ära ein. Die umfangreiche und bedeutende Sammlung expressionistischer Kunst im Belvedere, deren Hauptteil die österreichische Kunst der Zeit darstellt, wird durch eine kleine, konzentrierte Sammlung bedeutender Werke internationaler Kunst ergänzt. Österreich bereicherte den Expressionismus mit einer eigenen, klar unterscheidbaren Variante. Wenn die Künstler in Deutschland und Frankreich reine Farben als Ausdrucksmittel verwendeten, lächelten in Österreich verfeinerte Farbflächen mit Licht- und Schattenflächen. Während sich der Blick deutscher Künstler immer wieder auf das Leben in der Metropole konzentrierte, kehrten die Augen der Österreicher immer wieder zu ihrem eigenen Zustand zurück.

Egon Schiele ist neben Gustav Klimt mit 18 Werken in der Belvedere Collection einer der bedeutendsten bildenden Künstler der Wiener Moderne. Bereits während seiner Zeit an der Wiener Akademie der Künste entwickelte Schiele eine eigene, unverwechselbare Formensprache. Basierend auf der Kunst des Jugendstils kombinierte er Ornamentik mit unterbrochenen Linien und ausdrucksstarken Farben, wie das Porträt von Eduard Kosmack (1910) anschaulich illustriert. Schieles Bilder sind berühmt für ihre Leidenschaft und ihre unparteiische Behandlung der Sexualität von Männern und Frauen. Eines der Schlüsselwerke in Schieles uvuvre ist zweifellos die Umarmung von 1917, die im Oberen Belvedere zu sehen ist. Schieles Porträts, Figurenbilder und Landschaften bewegen sich oft im Spannungsfeld zwischen Liebe und Einsamkeit, Leben und Tod. Das Motiv des Werdens und Vergehens als wiederkehrendes Thema in seinen Arbeiten fällt besonders in der Darstellung von Sonnenblumen (1911) auf.

Der zweite Hauptvertreter des frühen Expressionismus in Österreich ist Oskar Kokoschka. Mit zwölf Ölgemälden, darunter fünf Porträts, verfügt das Belvedere über eine hervorragende Sammlung seiner Werke. Kokoschkas frühe Porträts zeigen bereits die Absicht, den inneren Zustand des Dargestellten nach außen zu wenden und sich nicht mit den üblichen Anforderungen eines Porträts zu beschäftigen (Der Maler Carl Moll (1913), Fred Goldmann (1909)). Die zahlreichen Reisen und langen Auslandsaufenthalte von Kokoschka spiegeln sich in seinen Porträts von Städten wie dem des Prager Hafen (1936) wider. In der Sammlung des Belvedere besonders hervorzuheben ist das idiosynkratische Porträt eines Tiger Tiger Lion (1926), in dem es dem Künstler gelungen ist, die Kraft, die Majestät und die Kraft dieses Tieres bildlich darzustellen. Zu seiner späteren Zeit gehören auch bedeutende Werke der Sammlung, wie der monumentale Herodot (1963), der im Laufe der Jahre von Schicht zu Schicht gewachsen ist, und in Herodotus Gesichtszügen zeigt sich das Gesicht des Künstlers.

Als großer Innovator ist auch der verstorbene Richard Gerstl zu sehen. Er ignorierte den Jugendstil und fand selbstständig einen Weg zu einem gestischen Expressionismus (Professor Ernst Diez (1907), Selbstporträt, lachend (1908)). Max Oppenheimer verwendete früh Elemente des Kubismus und führt sie später in seiner Arbeit The Orchestra von 1935 fort.

Zu den herausragenden Beispielen des deutschen Expressionismus im Belvedere zählen Werke von Mitgliedern des Künstlervereins Die Brücke wie Ernst Ludwig Kirchner (Die Klosterberge), Max Pechstein und Emil Nolde sowie Portraits des in der Nähe lebenden Russlands Alexej Jawlensky der blaue Reiter Beide Gruppen waren immer auf der Suche nach neuen künstlerischen Ausdrücken. Die Inspiration für seine kraftvollen Farbkombinationen fand er in der russischen Volkskunst sowie den französischen Fauvisten wie Henri Matisse, wie das Porträt einer Dame (1908) beweist. Die schlanke Büste von Kneeling (1913) des Bildhauers Wilhelm Lehmbruck zeigt ein hohes Maß an expressiver Internalisierung und zeigt anschaulich die Nähe des Künstlers zum Expressionismus. Einer der wichtigsten Bildhauer des 20. Jahrhunderts in Österreich ist zweifellos Anton Hanak. Seine von Lehmbruck beeinflussten Arbeiten reichen von kleinformatigen Figurenskizzen bis hin zu monumentalen Fassadenfiguren und Denkmälern.

Zwischenkrieg und Kunst nach 1945
Der Zusammenbruch der Habsburgermonarchie führte auch zu kulturellen Veränderungen. Der Verlust eines großen Teils des ehemaligen Staatsgebiets von Cisleithania und der Tod bedeutender Künstler wie Gustav Klimt, Koloman Moser und Egon Schiele führten zu einem heftigen Bruch in der österreichischen Kunstproduktion. Wien musste seinen Vorrang als europäische Kunstmetropole an andere europäische Großstädte abgeben. Diese Entwicklung förderte eine starke Dezentralisierung im neuen, kleinen Österreich, was zu einer Vielfalt von individuellen, oft widersprüchlichen Ausprägungen der Kunst der österreichischen Zwischenkriegszeit führte.

Viele der großen Talente kamen jetzt aus den bisher noch wenig fortgeschrittenen Alpenländern Österreichs. Das Belvedere verfügt über eine umfassende und wichtige Sammlung aus der Zwischenkriegszeit, die durch einige der wichtigsten Werke der internationalen Avantgarde ergänzt wird.

Charakteristisch für die Zeit war das gleichzeitige Bestehen verschiedener Stile, die einzeln betrachtet Phänomene von erheblicher Bedeutung hervorbrachten. Im Vordergrund stand die erneute Auseinandersetzung mit dem Expressionismus, die für viele Künstler von der Rezeption von Cézannes Gedanken begleitet wurde. Einer der wichtigsten Vertreter dieses Expressionismus, der durch die Rückkehr zur Elementarfarbe gekennzeichnet war, war Herbert Boeckl, der eine Reihe zentraler Werke in der Sammlung Belvedere repräsentierte (z. B. Pariser Selbstporträt, 1923, Johannes Lindner (Weißes Porträt), 1919). Der Salzburger Anton Faistauer war neben Boeckl einer der herausragenden Künstler seiner Zeit (Hochzeitsrosen I und Lady in weißer Bluse, beide 1913).

Unter den österreichischen Künstlerverbindungen hat nun der Kärntner Nötscher Bezirk, der den Malern Anton Kolig (Die Familie des Künstlers, 1928), Franz Wiegele (Familienbildnis Isepp, 1927/28), Sebastian Isepp und Anton Mahringer gehörte, besondere Bedeutung erlangt.

Im Gegensatz zur gestischplastischen Malerei der Expressionisten stand die Neue Sachlichkeit mit größtmöglicher Präzision und Geschmeidigkeit der Darstellung. Zu den wichtigsten österreichischen Vertretern dieser Richtung gehören Rudolf Wacker, Hans Ploberger, Marie-Louise von Motesiczky und Franz Sedlacek. Franz Lerch (Mädchen mit Hut, 1929) nimmt eine Position zwischen Expressionismus und Neuer Sachlichkeit ein. Die Kunst von Albert Paris Gütersloh und Oskar Laskes (Das Narrenschiff, 1923) ist um 1900 in Wien verwurzelt, obwohl die überwiegende Mehrheit ihrer Werke in der Zwischenkriegszeit gezählt werden kann.

In den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts verließen viele österreichische Künstler das Land, weil sie bessere Arbeitsbedingungen und Karrieremöglichkeiten im Ausland erwarteten, beispielsweise in den USA oder in Frankreich.

Ab 1938 zwang die nationalsozialistische Diktatur viele Künstler ins Exil, darunter Max Oppenheimer, Joseph Floch, Franz Lerch, Wolfgang Paalen, Hans Boehler, Fritz Wotruba und Georg Ehrlich. Die Auswanderer und / oder Flüchtlingskünstler trafen im Ausland neue Impulse, wodurch sich neue Netzwerke bildeten – viele ihrer Werke sind in der Sammlung des 20. Jahrhunderts im Belvedere zu sehen.

Neben der in Österreich vorherrschenden expressiven Farbmalerei, zu der etwa das späte Werk von Herbert Boeckl (Flying Woodpecker, 1950) gehört, entstand nach dem Zweiten Weltkrieg die Wiener Schule des Fantastischen Realismus. Diese Variante der surrealistischen Malerei wurde von Albert Paris Gütersloh, Mitbegründer des Art Club, geprägt.

Wie kaum eine andere Richtung in der österreichischen Kunst nach 1945 hat die Wiener Schule des Fantastischen Realismus einen internationalen Ruf erlangt. Wichtige Vertreter dieser Bewegung sind Ernst Fuchs, Friedensreich Hundertwasser, Arik Brauer, Rudolf Hausner, Wolfgang Hutter und Anton Lehmden, die im Belvedere mit zahlreichen Arbeiten aus ihren frühen Schaffensphasen vertreten sind.

Neben den fantastischen Realisten bildeten die Abstracts eine wichtige Gruppe der künstlerischen Avantgarde in Österreich. Abstrakter Expressionismus und Informel standen in der Kunst Westeuropas und der Vereinigten Staaten im Mittelpunkt.

In Wien bildete die Gruppe um Otto Mauer’s Galerie neben St. Stephan ab Anfang der 1950er Jahre ein Zentrum für informelle Malerei; Ihr gehörten die Maler Josef Mikl, Wolfgang Hollegha, Arnulf Rainer und Markus Prachensky. Die Malerin Maria Lassnig hat ihren eigenen Weg der bildlichen Reduktion geschaffen. In ihren frühen Arbeiten schuf sie figürliche Darstellungen, die in kubistisch zerlegte Farbbereiche aufgeteilt sind.

Zeitgenössische Kunst
Die Belvedere Contemporary Art Collection präsentiert seit 1970 Trends und Entwicklungen in der österreichischen Kunst. Derzeit umfasst die Sammlung eine Kernsammlung von rund 1.100 Werken österreichischer und internationaler Künstler, die durch langfristige Kredite für das Haus und die Abfüllung ergänzt werden Lücken in der Sammlung. Diese Sammlung dient als Grundlage für eine intensive wissenschaftliche Überprüfung der österreichischen Kunst im internationalen Kontext des 20. und 21. Jahrhunderts und erhielt gerade durch die Eröffnung des 21er Haus, jetzt Belvedere 21, neuen Anstoß, um seine Sammlungsaktivitäten in der Schweiz weiter auszubauen zeitgenössische kunst

Seit Mitte der 1960er Jahre unterscheidet sich die Kunstproduktion und ihre traditionellen Gattungen. Zum Beispiel griffen Bruno Gironcoli und Roland Goeschl nicht mehr auf Bronze oder Stein als Material zurück, sondern auf Plastik als Material und auf den Begriff „Objekt“ und „Prozess“ als Skulptur. Das Bild dagegen löste sich vom Rahmen. In der malerischen Bewegung des Informel handelten Künstler wie Markus Prachensky und Hans Staudacher spontan und aus Versehen.

Im Aktionismus wurde der Körper selbst zum Bildträger, und Günter Brus und Rudolf Schwarzkogler projizierten die Verletzungen der Leinwand auf sich. Ihre Aktionen wurden für den Moment konzipiert und durch dokumentierende Medien archiviert. So untersuchten VALIE EXPORT, Birgit Jürgenssen und Maria Lassnig beispielsweise ihren eigenen Körper als Projektionsfläche und betrachteten patriarchalische Blick- und Bewertungssysteme sozialkritisch. Franz West untersucht seit den 70er Jahren hegemoniale Ausdrücke und Medienkonzepte im Kunstbereich. Mit seinen „Passstücken“ wird der Dialog mit dem Betrachter zu einem festen Bestandteil der Arbeit.

Während die österreichische Kunst der 70er Jahre wichtige Beiträge zur Konzept – und Medienkunst leistete, beispielsweise mit Gottfried Bechtold, Valie Export und Peter Weibel, wurde das Tafelbild im folgenden Jahrzehnt wieder präsent. Alois Mosbacher, Hubert Schmalix und Otto Zitko produzierten weiße, ausdrucksstarke Motive.

In einer kritischen Auseinandersetzung mit der Kunst des 20. Jahrhunderts entwickeln die Künstler Sprachen und Sprachformen, die sich mit traditionellen Kunstformen und expressiven Tendenzen sowie Konzeptkunst, Minimal Art, Actionismus und Performancekunst, Architektur und Design beschäftigen. Die jüngere Generation österreichischer Künstler ist in der Sammlung von Werken z. B. und Gelatin, Brigitte Kowanz, Lois Renner, Rudolf Stingel, Lois Weinberger und Otto Zitko vertreten. Zu Beginn der 1990er Jahre wurden die institutionellen Anforderungen wieder vermehrt diskutiert. Für Marcus Geiger, Gerwald Rockenschaub und Heimo Zobernig wurden die Rahmenbedingungen der Ausstellungspräsentation (wie Display, Katalog, Inventar) zum Ausgangspunkt ihrer künstlerischen Erkundung. Künstler wie Carola Dertnig, Ines Doujak, Dorit Margreiter und Lisl Ponger diskutierten postkoloniale Themen sowie fremdenfeindliche und geschlechtsspezifische Muster in Gesellschaft und Kunst.

Die jüngste Generation ist in der Sammlung zeitgenössischer Kunst besonders gut vertreten, da die Sammlungstätigkeit zu Beginn des neuen Jahrtausends intensiviert wurde. Mit Anna Artaker, Verena Dengler, Manuel Gorkiewicz, Franz Kapfer, Elke Silvia Krystufek, Michael Part, Mathias Poledna, Florian Pumhösl, Konstanzer Berühmtheit, Hans Schabus, Markus Schinwald, Fabian Seiz und Esther Stocker sind einige Namen.

Da die Entwicklungen der österreichischen Kunst immer im internationalen Kontext stattfinden und auch im Belvedere gezeigt werden, erwirbt das Belvedere im Rahmen des Artist-in-Residence-Programms und im Zusammenhang mit thematischen Gruppenausstellungen relevante Werke internationaler Künstler. Dazu gehören Monika Baer, ​​Keren Cytter, Roza El Hassan, Julian Gothe, Marcin Maciejowski, David Maljkovic, Jonathan Monk, Monika Schwitte und Amelie von Wulffen.

Dank bedeutender Dauerleihgeber sind in der Sammlung auch internationale Größen wie Richard Artschwager, Marcel Broodthaers, Dan Graham, Sherrie Levine, Paul McCarthy, Gerhard Richter und Rosemarie Trockel vertreten.