Winterpalast von Prinz Eugen, Belvedere

Der Winterpalast (Stadtpalast) von Prinz Eugen von Savoyen ist ein wichtiges Hochbarockschloss in der Wiener Innenstadt (1. Bezirk), Himmelpfortgasse 8. Er diente dem General hauptsächlich als Winterresidenz, während er den Sommer im Schloss Belvedere verbrachte.

Die historischen Räume im Beletage waren von 1848 bis zum Beginn der Renovierung des Stadtpalastes im Jahr 2007 Sitz des Finanzministeriums. Im Zuge dieser Arbeiten wurden die Prunkräume originalgetreu restauriert und barock opulent präsentiert Entworfen für Prinz Eugen. Im Herbst 2013 verlegte das Ministerium die ehemals vom Staat als Bundesmuseum genutzten Staatsräume vorübergehend an die Österreichische Galerie Belvedere, die das Schloss ab dem 350. Geburtstag des Fürsten als weiteren Ort für seine Kunstsammlung und für das Museum nutzte Sonderausstellungen und machte es der Öffentlichkeit zugänglich. Das Finanzministerium hat die Räumlichkeiten wie gefordert Ende Oktober 2017 für den Eigengebrauch zurückgegeben. 2018 wird das Palais während der EU-Ratspräsidentschaft Österreichs der Ort der Brexit-Verhandlungen sein.

Historische Funktion
Der Stadt- oder Winterpalast von Prinz Eugen von Savoyen in der heutigen (bis 1857 ummauerten) Altstadt von Wien war der Hauptwohnsitz des erfolgreichen Generals. Hier befanden sich die größten Teile der berühmten Sammlungen des Hausherrn, einschließlich der außergewöhnlich umfangreichen Bibliothek.

Das Stadtschloss diente vor allem auch repräsentativen Zwecken. Prinz Eugen übte hochrangige Funktionen der Habsburgermonarchie aus, unter anderem war er 1703-1736 Präsident der Hofkriegsraten und 1714-1724 formaler Gouverneur der österreichischen Niederlande. Deshalb musste er entsprechende Empfänge und Publikum geben.

Aus städtebaulicher Sicht ist das Schloss eine Besonderheit, denn Fürst Eugen wählte für seine Residenz keine geeignete Baustelle – wie die Hofburg, die noch näher an der Herrengasse lag -, sondern die schmale, weniger spektakuläre Himmelpfortgasse. Nach seiner Ankunft in Wien hatte der erfolgreiche General keine eigene Wohnung und lebte im Haus des damaligen spanischen Botschafters.

Von Herbst 2013 bis Oktober 2017 gehörten die Prunkräume des Gebäudes unter dem Namen Winterpalais zur österreichischen Galerie Belvedere.

Geschichte
In den Jahren 1693 und 1694 werden die ersten Landkäufe dokumentiert; Mehrere ältere Häuser sowie ein frühbarocker Theatersaal wurden in die Umgebung aufgenommen. 1697 begann Johann Bernhard Fischer von Erlach im Auftrag von Prinz Eugen einen siebenachsigen Palast zu bauen; Sein Bauleiter war Andrea Simone Carove. Die Steinmetzkommission wurde an Johann Thomas Schilck mit familiären Kontakten sowohl nach Eggenburg als auch nach Kaisersteinbruch vergeben. Aufgrund geplanter Ehen hatten diese beiden Steinmetz-Zentren in der Nähe von Wien ihr Geschäft gesichert. Somit bestimmen diese beiden Steintypen den Palast.

Das große Portal mit den seitlichen Reliefs (links: Herkules im Kampf gegen den Riesen Antaeus, rechts: Aeneas rettet seinen Vater aus dem brennenden Troja) besteht aus Kaiserstein, der Bildhauer war Lorenzo Mattielli. Aus dieser Bauphase stammt auch die bemerkenswerte Treppe, die Stufen von Kaiserstein, mit den atlantischen Figuren, die als Säulen anstelle von Säulen dienen. In der Mitte steht ein ruhender Herkules, über den das Profilporträt des Prinzen zum Ölgemälde von Louis Dorigny mit der Darstellung des „Apollo im Sonnenwagen“ (1710/11) weitergeht. Die Skulpturen von Zogelsdorfer Steinin im Treppenhaus stammen von Giovanni Giuliani. Die Lieferungen aus dem Kaisersteinbruch wurden von Meister Reichardt Fux ausgeführt. Der wichtigste Raum, der unter der Leitung von Fischer von Erlach fertiggestellt wurde, ist der sogenannte Rote Salon, der ehemalige Zuschauerraum. Hier gemalt 1697 der Wiener Maler Marcantonio Chiarini (Quadratur) und Andrea Lanzani (Figuren) die „Aufnahme von Herkules im Olymp“.

1702 wurde das Gebäude von Johann Lucas von Hildebrandt übernommen. In dieser Phase entstanden einige prachtvolle Räume, vor allem das Gold Cabinet, in dessen Zentrum ein Ölbild von Solimenas zu sehen ist. Nach dem Erwerb des östlichen Nachbarhauses durch Prinz Eugen wurde die Fassade 1708 auf zwölf Achsen erweitert. Die Steinmetzkunst wurde hier von den Kaisersteinbruch-Meistern Giovanni Battista Passerini und Elias Hügel zur Verfügung gestellt.

Bei der letzten Restaurierung wurde neben dem Vestibül ein Sala Terrena mit grotesken Gemälden von Jonas Drentwett entdeckt. Dieser Raum, der seit Jahrzehnten für die Dokumentenablage genutzt wird, wird in den Quellen nicht erwähnt. Da jedoch im Medaillon mit der Darstellung des „Histoire“ in der Mitte der Fensterwand zwischen den von Prinz Eugen ausgetragenen Schlachten auch „Höchstätt“ zitiert wird, kann das Fresko auf 1704 datiert werden.

Um 1710 erfolgte die Installation der heute nicht mehr erhaltenen Hauskapelle und einer Galerie. Aus dieser Zeit stammt auch der zentrale Repräsentationsraum, der sogenannte Blaue Salon mit Fresken von Marcantonio Chiarini und Louis Dorigny. 1719 konnte durch den Erwerb des westlich angrenzenden Hauses die Front auf siebzehn Achsen erweitert werden, die zur Installation der Bibliothek dienten. Steinschnitzereien wurden erneut von Elias Hügel zur Verfügung gestellt. Lorenzo Mattielli entwarf die Torreliefs und den Wandzierbrunnen im Innenhof.

Prinz Eugen starb 1736. Seine Nichte Anna Viktoria von Savoyen, seit dem 17. April 1738 mit der Prinzessin von Sachsen-Hildburghausen verheiratet, wurde eine der reichsten Menschen in Europa. (Ihr Ehemann Joseph Friedrich von Sachsen-Hildburghausen diente den Habsburgern als General- und Militäradministrator.) Sie versteigerte Eugens Nachlass; der Palast fiel (wie die meisten anderen Gebäude des Fürsten) an den kaiserlichen Hof und war nach einem Wiederaufbau durch Pacassi 1752 Sitz verschiedener staatlicher Institutionen, seit 1848 das kk-Finanzministerium.

Als Hofärar, der vom kaiserlichen Familienbesitz verwaltet wurde, fiel der Palast 1918 bei der Auflösung von Altösterreich zu dem seit dem 12. November 1918 republikanischen deutschen Österreich, seit 1919 die Republik Österreich genannt. Das Ministerium ist seit 1920 das Bundesministerium der Finanzen.

Die zeremonielle Treppe entkam am 8. April 1945 nur knapp der Zerstörung. An diesem Sonntag, um 14 Uhr im Zuge der Eroberung Wiens durch die Rote Armee, fand ein Angriff sowjetischer Flugzeuge auf die Innenstadt statt. Eine Bombe fiel durch das Dach des Palastes und explodierte auf dem Dachboden. Das Deckengemälde des französischen Malers Louis Dorigny wurde beschädigt, konnte aber von Experten der Akademie der Bildenden Künste restauriert werden.

Von 2007 bis 2013 wurde das Stadtpalais im Auftrag des Bundesministeriums der Finanzen saniert.

Beschreibung
Der Winterpalast hat eine flache Barockfassade mit zwölf Schächten und drei Portalen, die jeweils mit doppelten Konsolen versehen sind, die einen Balkon und eine dekorierte Balustrade tragen. Anstelle von Standardsäulen oder Pfeilern entwarf Fischer von Erlach Basreliefs, die militärische Szenen aus der antiken Mythologie zeigen – Herkules bekämpft den Riesen Antaeus auf der linken Seite und Aeneas rettet seinen Vater Anchises vor der Verbrennung von Troja auf der rechten Seite. Diese Bilder aus der klassischen Welt sollen Prinz Eugen prächtigen militärischen Errungenschaften beschwören. Über jedem Portal befinden sich hohe Fenster des Piano nobile, die sich durch ihre umgekehrt segmentierten Giebel mit Einsteckkartuschen von den anderen Fenstern unterscheiden. Die Fassade wird durch kolossale Pilaster mit flachen, zusammengesetzten Kapitellen unterbrochen, die die gesamte Höhe des Gebäudes bis zum Gesims reichen.