Rückblick auf die Art Cologne 2018-2019

Die heutige Kunst Köln als Messe für klassische Moderne, Nachkriegskunst und zeitgenössische Kunst geht auf den „Kunstmarkt Köln ’67“ zurück, der am 15. September 1967 in Gürzenich, dem mittelalterlichen Tanz- und Kaufhaus der Stadt Köln, eröffnet wurde und der internationale Kunstmarkt sollte sich für immer verändern.

Die Erfinder dieser Messe waren die Kölner Galeristen Hein Stünke und Rudolf Zwirner, und ihre Idee entstand aus der Not heraus, denn obwohl die Entwicklung der Kunst und das öffentliche Interesse an Kunst am Ende des Unmittelbaren in eine Phase enormer Dynamik geraten waren Nachkriegszeit war auch der deutsche Kunsthandel alles andere.

Zu dieser Zeit dominierte die französische Kunst den Markt mit Paris als Hauptstadt des Kunstmarktes, der kurz nach der zweiten documenta 1959 durch amerikanische Kunst und New York als neue globale Kunstmetropole ersetzt wurde. Mit dem Krieg hatte Deutschland seine Hauptstadt und seine ehemaligen Kunstzentren verloren. Das neue Zentrum des deutschen Kunstgeschäfts wurde nun das Rheinland, das sich zum Industriemotor der deutschen Wirtschaft und zum Zentrum der westeuropäischen Wirtschaft entwickelte und Bonn als neue Hauptstadt beherbergte.

Nordrhein-Westfalen und die benachbarten Benelux-Länder in Europa sind bis heute die Region mit der höchsten Dichte an Industrie, Kapital und Sammlern, was bereits Anfang der 1960er Jahre eine sehr gute Voraussetzung für den Kunstmarkt war. Stünke und Zwirner wollten mit ihrer Messe zumindest „vorübergehend“ ein neues Kunstzentrum errichten; Langfristig wollten sie die neue nationale Kunstproduktion, dh die jungen deutschen Künstler, fördern, international platzieren und ein neues Sammlerpublikum interessieren.

Wie wir heute wissen, ist ihnen dies alles in einem Maße gelungen, das sie damals kaum für möglich gehalten hätten, und ihre Erfindung hat Geschichte geschrieben. Die Geschichte von ART COLOGNE prägte nicht nur bedeutende Entwicklungen in der Geschichte des internationalen Kunsthandels, sondern auch in der internationalen Kunstgeschichte schlechthin.

Kunst Köln 2019
Die 53. Ausgabe der Art Cologne, der ältesten Kunstmesse der Welt, hat in diesem Jahr 176 Galerien auf zwei Etagen des Ausstellungszentrums Koelnmesse zusammengebracht, die moderne und zeitgenössische Galerien umfassen, sowie Plattformen, die sich auf junge Galerien und gemeinsame Präsentationen konzentrieren. Wie in den vergangenen Jahren ist das Schaufenster mit rund 97 Galerien aus der Region stark in Deutschland vertreten.

Neben den Abschnitten für aufstrebende Galerien und den Hauptsektor wird Art Cologne in diesem Jahr auch einen neuen Bereich mit dem Titel „Kollaborationen“ enthalten, in dem die gemeinsamen Bemühungen von Galerien und Künstlern hervorgehoben werden. Zu den Blue-Chip-Galerien, die dieses Jahr auf der Art Cologne Arbeiten präsentieren, gehören David Zwirner, Hauser & Wirth, Thaddäus Ropac, White Cube, Sprüth Magers und Michael Werner.

Die jungen, aufstrebenden Galerien des Sektors „Neumarkt“ befinden sich auf derselben Hallenebene wie die Galerien des Sektors „Zeitgenössisch“. Der Sektor „Modern / Nachkrieg“ befindet sich wie gewohnt in Halle 11.1. Insgesamt 14 verschiedene „Kollaborationen“ ergänzen die Präsentationen auf beiden Ebenen. Die Ausgabe 2019 der Art Cologne bietet auch Sonderausstellungen wie das „Archivio Conz“ und ein Vortragsprogramm.

Ein unterstützendes Programm mit Ausstellungseröffnungen und Veranstaltungen in Museen und Institutionen im ganzen Rheinland sowie integrierte Dienstleistungen, angenehme Lounges und der beste Food-Service runden die Messe ab und machen die Art Cologne zu einer der diesjährigen Veranstaltungen in Deutschland.

Höhepunkte
In der Abteilung für moderne Kunst mangelt es nicht an Meisterwerken in Museumsqualität. Bemerkenswerte Werke sind A Singer on the Piano (1930) des deutschen expressionistischen Künstlers und Gründers der Künstlergruppe Die Brücke, Ernst Ludwig Kircher; Otto Müllers Russisches Mädchenpaar von 1919 in Düsseldorfs Ludorff; und ein Paar faszinierender figurativer Arbeiten von Otto Dix bei Fischer Kunsthandel. Ein weiteres Highlight ist Gerhard Richters brillante Abstracte Bilde (1984), eine kaleidoskopische Mischung aus schimmernden Juwelentönen in der Galerie Von Vertes.

Ein herausragender Stand in der zeitgenössischen Sektion ist die in Berlin ansässige König Galerie unter der Leitung des in Köln geborenen Händlers Johann König. Zu sehen ist eine Installation der ausbrechenden polnischen Künstlerin Alicja Kwade. Eine Spiegelplatte ist zwischen zwei staubrosa Marmorplatten eingeklemmt, von denen eine trotz der Schwerkraft auf den Boden zu rutschen scheint.

Die Tear Rack-Installation des jungen Berliner Künstlers Michasel Sailstorfer, bestehend aus grünen und braunen tränenförmigen Glasflaschen, riffelt geschickt auf Marcel Duchamps Flaschenregal von 1914. Der Stand von Flanking König ist eine nachdenkliche Präsentation gestischer Gemälde von Karl Horst Hödicke in einer Reihe mit dem Titel „Berlin 89/90“ anlässlich des 30. Jahrestages des Mauerfalls.

Auch die internationalen Mega-Blue-Chip-Galerien haben ihr deutsches Bestes gegeben. David Zwirner – dessen Vater Rudolph Zwirner einer der Gründer der Messe war – zeigt eine Auswahl von Stücken von Sigmar Polke, Neo Rauch, Isa Genzken und Josef Albers. Der Stand von Lining White Cube ist eine Sammlung von 120 gemusterten Segelseilen des berühmten brasilianischen Künstlers Jac Leirner. Mit geometrisch in aufsteigender Reihenfolge der Dicke dargestellten Streifen spiegelt die Arbeit ihr Interesse am brasilianischen Konstruktivismus sowie an Arte Povera wider.

Blain | Southern in London und Berlin widmet seinen Stand den YBA-Künstlern, darunter frühe Installationen von Damien Hirst, wie Fear aus dem Jahr 1994, ein Glas-Stahl-Schrank mit chirurgischer Ausrüstung; und ein blaues Neon mit dem Titel „Fuckingbeautiful“ (Ice Blue Versio) von Sue Noble und Tim Webster.

Die synchronisierten Kollaborationen, die die Kölner Galeristin Natalia Hug und die Berlinerin Aurel Schiebler gemeinsam durchgeführt haben, zeigen eine Sammlung pigmentierter und geschliffener Gipswandstücke des aufstrebenden Talents Caroline Eidner. Esther Schipper, eine der bedeutendsten deutschen zeitgenössischen Galerien, hat sich inzwischen mit der aufstrebenden Drei aus Köln zusammengetan, um Werke der Künstlerin Julia Scher zu präsentieren.

Die neue Marktkategorie verfolgt einen ähnlichen Ansatz, der Barrieren durchbricht. Dieser Bereich ist jungen Galerien gewidmet und nach den Neumärkten oder Stadtplätzen benannt, die ein Markenzeichen der deutschen Stadtplanung sind. Unter den 27 Galerien finden Besucher eine Reihe spannender Entdeckungen.

Kunst Köln 2018
Die 52. Ausgabe der Art Cologne unter den Schwergewichtsausstellern sind Gagosian, David Zwirner, White Cube und Hauser & Wirth. In einem „Neumarkt“ -Sektor für Galerien, die seit weniger als zehn Jahren im Geschäft sind, werden kleinere Geschäfte die 22,48 m² von Paris, Rigas Alma und Seouls Kiche umfassen. Zu den Galerien, die zur Messe zurückkehren oder zum ersten Mal ausstellen, gehören die Lisson Gallery, Clearing, Gió Marconi und Kamel Mennour.

Die Art Cologne 2018 sprach junge Galeristen, Künstler und Sammler an. Die Veranstaltung umfasste mehr als 200 Galerien aus 33 Ländern und bot eine große Auswahl an moderner und zeitgenössischer Kunst in vier verschiedenen Bereichen: Zeitgenössisch, Modern / Nachkriegszeit, Kollaborationen und Neumarkt.

Höhepunkte
Die Whitestone Gallery in Tokio zeigte wichtige Gemälde von Gutai-Künstlern und die Berliner Aurel Scheibler zeigte kraftvolle Porträts der amerikanischen Malerin Alice Neel und eine minimalistische Skulptur des deutschen Künstlers Norbert Kricke.

Im zeitgenössischen Bereich befand sich David Zwirner, wo wir ein „Gazing Ball“ -Gemälde von Jeff Koons neben meisterhaften Leinwänden der deutschen Maler Sigmar Polke und Neo Rauch fanden. Der Londoner White Cube präsentierte Keramik des Chicagoer Konzeptualisten Theaster Gates und ein Punktgemälde von YBA Damien Hirst. Darüber hinaus präsentierte Gagosian die hyperrealistische Figur eines Fensterputzers von Duane Hanson sowie die lebensgroße Figur des Schweizer Künstlers Urs Fischer, in der ein Geschäftsmann von einem vergrößerten Mönch umarmt wird, der einen Dolch und ein Gebetbuch in der Hand hält.

Im New Market wurden Einzel- und Gruppenpräsentationen neuer Werke sowohl etablierter als auch aufstrebender Künstler angeboten, wobei die meisten Aussteller letztere hervorheben. In der zeitgenössischen Kunst verwischte die Berliner Zukunftsgalerie die Grenze zwischen Abstraktion und unserer von Bildern befallenen Welt, indem sie linsenförmige Bildschirmcollagen zeigte, die auf geschnittenen Abschnitten von Autokühlern montiert waren, die vom Marseille-Duo Estrid Lutz und Emile Mould entworfen wurden.

Der Londoner Galerist Rob Tufnell stellte unterdessen Gemälde des britischen Künstlers Edward Kay aus, die die Begriffe Laster und Tugend durch angeeignete Pornografie und einen Comic-Wurm mit kindlicher Unschuld hervorbrachten. Kay arbeitete mit der Idee, dass seine Pop-up-Show von einem versierten Publikum aus der Kunstwelt gesehen werden könnte, und malte seine Leinwände sorgfältig von Hand, um den Stil von Sigmar Polkes begehrten Siebdruckwerken zu simulieren.

Kunst Köln
Die Art Cologne ist eine der ältesten Kunstmessen der Welt für zeitgenössische Kunst. Sie findet jedes Frühjahr auf der Koelnmesse in Köln-Deutz statt. Es wurde 1967 auf Initiative der Galeristen Hein Stünke und Rudolf Zwirner als „Kölner Kunstmarkt“ in Gürzenich, Köln, ins Leben gerufen.

18 Galerien nahmen im September 1967 am ersten Kölner Kunstmarkt teil. Mit 15.000 Besuchern und einem Umsatz von einer Million Mark war die Veranstaltung in Gürzenich in Köln ein großer Erfolg. Veranstalter war der von den Gründervätern Hein Stünke (Galerie Der Spiegel), Rudolf Zwirner und fünf weiteren Kollegen gegründete Verband fortschrittlicher deutscher Kunsthändler.

1968 zog die Messe in die geräumigere Josef Haubrich Kunsthalle, die bis 2001 bestand. Weitere Galerien, auch aus dem Ausland, wurden zugelassen, um eine Wettbewerbsveranstaltung mit internationaler Beteiligung im benachbarten Düsseldorf zu verhindern. 1974 zog die Messe, ab 1970 Kölner Kunstmarkt genannt, in die Rheinhallen in Köln-Deutz. Die Organisation wurde an die Kölner Messegesellschaft übertragen. 1975 wurde der Name der Messe in „International Art Market“ (IKM) geändert. In Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Deutscher Galerien (BVDG) wurde erstmals der Kunst-Köln-Preis verliehen. Die Messe fand abwechselnd in Köln und Düsseldorf statt. 1984 erhielt die Messe zum letzten Mal einen neuen Namen: Aus der IKM wurde Art Cologne, die seitdem nur noch in Köln stattfindet.

2007 wurde die Art Cologne vom traditionellen Herbstdatum auf den Frühling verschoben. Die Kölner Kunst, die auch vom heutigen Veranstalter Koelnmesse ins Leben gerufen wurde, findet nun im Herbst statt. Der Direktor von Art Cologne ist seit 2008 der US-amerikanische Kunsthändler Daniel Hug. Er trat die Nachfolge von Gérard Goodrow an, der seit 2003 im Amt war.

Der „Kunstmarkt Köln“ hat seit Anfang 1967 Wettbewerb in seinem eigenen Umfeld. Da alle beantragten Galerien nie teilnehmen durften, gab es im Rahmen der Art Cologne immer alternative Angebote: 1967 „Demonstrative“ Köln, 1968 „Prospect 68“ Düsseldorf, 1969 „Neumarkt der Künste“ Köln, 1971/72 „Internationale Kunst- und Informationsmesse“ Düsseldorf.

1992 startete der Kölner Galerist Christian Nagel die Gegenmesse „Unfair“; 1995 war Nagel einer der Mitbegründer des Art Forum Berlin, einer ausdrücklich konkurrierenden Veranstaltung. ART.FAIR etabliert sich seit 2003 als Gegenmesse. 2007 starteten gleichzeitig drei weitere neue Kunstmessen: die „List Cologne“, die „Tease Art Fair“ und die „DC Düsseldorf Contemporary“.

1994 verlieh die Gesellschaft für moderne Kunst im Museum Ludwig während der Messe erstmals den Wolfgang-Hahn-Preis, benannt nach dem Sammler und Restaurator des Museums Ludwig. 2006 erhielt Rudolf Zwirner, Mitbegründer der Art Cologne, diese Auszeichnung.