Schlosskirche Mannheim

Die Mannheimer Schlosskirche, gegründet als Hofkapelle, wurde im 18. Jahrhundert erbaut und ist Teil des Mannheimer Schlosses. Die Kirche diente von 1731 bis 1777 als Hofkapelle für Kurfürsten der Kurpfalz und gehört zu den ältesten Pfarrkirchen der altkatholischen Diözese in Deutschland.

Geschichte
Kurfürst Carl Philipp verlegte 1720 die kurfürstliche Kurpfalz von Heidelberg nach Mannheim und legte im selben Jahr am 2. Juli den Grundstein für das Mannheimer Schloss. Die erste Planung wurde von Johann Kaspar Herwarthel durchgeführt. Nach seinem Tod im November 1720 übernahm Johann Clemens Froimon (auch „Froimont“) die Bauleitung. Er wurde 1726 entlassen und durch Guillaume d’Hauberat ersetzt. Es ist unklar, wie groß der jeweilige Anteil der Baumeister an der Schlosskirche war, weil Vorplanung und bereits im Bau befindliche Gewerke übernommen werden mussten. Mit der Einweihung der Kirche am 6. Mai 1731 unter dem Namen „Heimsuchung“ durch den Weihbischof Johannes Anton Wallreuther endete die erste Bauetappe der Burg.

Die Schlosskirche diente dem täglichen Gottesdienst des Hofes. Die Kirchenmusik wurde vom damals berühmten Hoforchester gespielt, das die Mannheimer Schule entwickelte. Im Jahr 1777 wurde der Messias von Georg Friedrich Händel sehr früh aufgeführt. Hoforganist war Abbé Georg Joseph Vogler. Bei seinen Besuchen in Mannheim spielte Wolfgang Amadeus Mozart die Orgel in der Kirche.

Nach der Abreise des Hofs nach München im Jahr 1778 führte die Schlosskirche ein Schattendasein. Im Jahr 1803 fiel Mannheim an Baden und Karl Friedrich übergab die Kirche an die Reformierten und ab 1809 wurde es von Reformierten und Katholiken gleichzeitig genutzt. 1819 nahm Großherzogin Stephanie ihren Witwensitz in Mannheim an, und die Burg und Schlosskirche hatte bis zu ihrem Tod 1860 wieder ein kleines Gerichtsgebäude. Danach wurde die Kirche nicht mehr für Gottesdienste genutzt und das Rote Kreuz errichtete ein Depot in 1870 im Deutsch-Französischen Krieg.

1874 übergab Großherzog Friedrich I. die Kirche der neu gegründeten altkatholischen Gemeinde Mannheim, die am 5. April den ersten Gottesdienst in der Schlosskirche feierte und 1902 mit 2.003 Mitgliedern ihren historischen Höhepunkt erreichte.

Der Zweite Weltkrieg überlebte nur den Kurfürstendrab fast unbeschädigt. Obwohl die Kirche 1940, 1943 und 1945 nur durch Luftdruck beschädigt wurde, wurde sie wie die gesamte Burg bis an die Mauern zerstört. Zwischen 1952 und 1956 erfolgte der Umbau durch die Landesbaubehörde, die als Vorbild für die deutsche Denkmalpflege gepriesen wurde, obwohl die Pseudohaube hinter dem Hochaltar nicht wieder aufgebaut wurde und die Orgel durch die Kurfürstenloge ersetzt wurde. Am 1. Juli 1956 wurde die Schlosskirche zu Ehren der Allerheiligsten Dreifaltigkeit vom altkatholischen Bischof Johann Josef Demmel eingeweiht.

Die Architektur
Die Schlosskirche befindet sich an der Ecke des westlichen Ehrenhofes und des Westflügels der Burg. Auf der Stadtseite gleicht die siebenachsige Architektur dem Rest der Burg und offenbart sich als Kirche nur durch die zweigeschossigen Rundbogenfenster. Die dreiachsige Eingangsfassade entspricht in ihrer Gestaltung der Bibliothek auf der gegenüberliegenden Seite des Haupthofes.

Das äußere Erscheinungsbild der barocken Kirche ist wie das gesamte Schloss von dem Wechselspiel zwischen rotem Sandstein und hellgelbem Anstrich geprägt. Das unumstrittene Gelb ersetzte die Farbe Weiß erst bei der kürzlichen Renovierung des Schlosses (2000-2007).

Das Giebelrelief über dem Eingang zeigt die Dreifaltigkeit und wurde von Hofbildhauer Paul Egell zu einem seiner größten Reliefs.

Ausrüstung
Im Inneren wird das von den Fenstern definierte Layout an den Seiten von marmorierten Pilastern getragen. Die Fensterrahmen haben anstelle von Schlusssteinen stuckierte Putten. An der linken Wand befinden sich Eingänge zu den Logen, die früher von den höheren Mitgliedern des Hofes benutzt wurden. Über 120 Stuckarbeiten im Banded-Stil schmücken die Wände.

Im Chor ist heute ein im Rokoko-Altaraufbau neu geschaffener Chor. Das Altarbild ist eine Kopie nach dem Gemälde „Die Anbetung der Heiligen Drei Könige“. Das Original schuf 1753 Giovanni Battista Tiepolo für das Kloster Schwarzach; Es ist jetzt in der Alten Pinakothek in München.

Deckenmalerei
Das Deckengemälde im Kirchenschiffgewölbe wurde 1728 von Cosmas Damian Asam geschaffen und zeigt den Triumph der Kirche und auf der Chorseite die Visitation Marias. Es umfasst eine Fläche von 224 Quadratmetern und ist heute eine Nachbildung des Malers Carolus Vocke. Die Pseudodomes im Chor, das Altarbild und die Musikgalerie hinter dem Altar wurden während des Umbaus nicht rekonstruiert.

Krypta
Hinter dem Altar befindet sich die Sakristei, von wo aus man in das Wahlgrab gelangt. Carl Philipp und seine dritte Frau Gräfin Violantha von Thurn und Taxis sind hier in prächtigen Sarkophagen begraben. Sie wurden 1946 aufgelöst. Bei den polizeilichen Ermittlungen wurde festgestellt, dass der einbalsamierte Körper des Kurfürsten relativ gut erhalten war, aber nur seine Knochen wurden von seiner Frau aufbewahrt. Der gefundene Orden vom Goldenen Vlies und das Großkreuz des St. Hubertusordens wurden dem Badischen Landesmuseum übergeben. Auf dem Sarkophag von Carl Philipp trugen ursprünglich zwei Putten ein großes Medaillon mit dem Porträt des Kurfürsten. Es befindet sich heute in den Reiss-Engelhorn Museen.

Organ
Die Wahllokale über dem Eingang wurde nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wieder aufgebaut. Hier ist jetzt der Orgelboden mit einem in barocken Formen gestalteten Orgelprospekt. Die Orgel ist ein 1953 gebautes dreimanuelles Instrument der Firma Steinmeyer (Oettingen) mit 34 Registern (3 Übertragungen im Pedal) und elektropneumatischer Aktion (Taschenladen). Auf der Balustrade befindet sich das Rückpositiv, das mit den Armen von Carl Philipp geschmückt ist. Im Rahmen der „Schlosskonzerte Mannheim“ traten mehrere international renommierte Organisten auf der Orgel auf.